IronWar Canada – um 13 Sekunden am Sieg vorbeigeschrammt

Sep 1, 2010   //   by Chris   //   Blog  //  No Comments

Das engste Finish beim Ironman Canada der Geschichte! Um ein paar Meter habe ich meinen ersten Ironmansieg verpasst und das auf der

Galerie Hawaii 2010

 

Ergebnisse Ironman Hawaii 2010

anspruchsvollen Strecke des stark besetzten Ironman Canada!

Schon bei den ersten lockeren Trainingseinheiten auf der Radstrecke hatte ich ein gutes Gefühl. Der Kurs gefiel mir von Anfang an und ich freute mich auf den Richterpass und den Anstieg zum Yellow Lake!

Dabei hatte es zunächst nicht gerade gut angefangen. Nach dem Startschuss bei eigentlich guten Bedingungen, fehlte mir jegliche Kraft in den Armen um vernünftig los zu kommen. Es kam soweit, dass ich mich schon für einen Augenblick im Rettungsboot sah, da ich dachte, ich komm nicht vom Fleck. So ging ich das Schwimmen halt easy an, war aber mit 54:38 min und einem Rückstand von 8 min auf Kieran Doe nicht zufrieden, vor allem nachdem es in den letzten Wochen doch recht gut lief.

Egal dachte ich, jetzt hab ich knappe 5 Stunden Zeit um auf dem Rad was gut zu machen. Als 25. Pro stieg ich auf mein Scott Plasma und hämmerte mal los! Ich drückte einfach den dicksten Gang den ich konnte und machte Platz um Platz gut. Am Fuße des Richterpass lag ich schon auf Platz 11 und sah eine schöne 7-köpfige Gruppe vor mir wie an einer Schnur aufgereiht in den Pass fahren. Super dacht ich, an allen vorbei, dann sind wir schon mal 4. So einfach war es dann aber auch wieder nicht, da sich die Gruppe, in der einige Favoriten lagen, sprengte. Auf der Passhöhe war ich dann auf 9, und rollte auf der Abfahrt noch an Matt Lieto vorbei. Dann wusste ich, dass ich schnell unterwegs sein musste. Am Gegenanstieg hatte ich die Gruppe um Vuckovic und Zyemtsev direkt vor mir. Ich kam näher und rollte an der nächsten schnellen Abfahrt ohne Probleme vorbei! Niemand machte Anstalten mir zu folgen, was mich etwas überraschte. Bis zum Yellow Lake passierte ich dann noch Curry und Evans, was mich auf den 2. Platz brachte und ich wusste, dass der Abstand zu Doe in Führung weiter schmolz. Kurz vor dem Rad Ziel mogelte sich Curry noch mal vorbei, was aber nichts daran änderte, dass ich mit knapp 5 Minuten Vorsprung die schnellste Radzeit in 4:38:36 hinlegte. Der Rückstand auf Doe betrug auch nur noch ca. 3:30 Min.

 

Guter Dinge ging ich in den Marathon, lief mein gewohntes Tempo an und zog gleich an Curry vorbei. Was ich erst für eine Fata Morgana hielt entpuppte sich dann nach genauerem Hinsehen als das Führungsfahrzeug in der Ferne. Ich war überrascht schon so nahe an Kieran dran zu sein, denn er war ja der Top- Favorit hier. Hatte nur etwas Rückenschmerzen, die mir etwas zu schaffen machten. Egal dacht ich mal wieder, und etwas zu zu legen, denn wenn ich schon mal das Leader Auto in Sicht hatte, wollte ich auch wenn nur für kurz, mal nen Ironman anführen. Die Rückenschmerzen lösten sich auch so langsam und nach 12 Km war es dann so weit, ich war der Leader in einem Ironman! War schon geil! Dachte aber, so lange wird’s nicht halten, einige der schnellsten Marathonläufer sind in deinem Nacken. Allerdings kam mir bis zum Wendpunkt in OK-Falls keiner zu nahe. Erst danach, sah ich alle Verfolger mir entgegenstürmen. Zuerst Zyemtsev nach 10 Sekunden schon, dann Vuckovic und Vabrousek, alle innerhalb einer Minute.

So und nun wurde es interessant! Erstmal ging es noch einen 2 km langen Anstieg hoch, wo mir meine Schritte schon ganz schön kurz vorkamen. Doch Victor brauchte noch geschlagene 6 km um diese 10 Sekunden zu zu laufen. Der Kameramann sagte immer zu: “I can see Victor but I can’t see Vuckovic”. Zum einen ernüchternd zum andern erleichternd!

Dran an meinen Fersen, machte Victor allerdings keine Anstalten zu überholen. Das einzige was daran gut war, er pushte mich das Tempo wieder zu erhöhen und auch hoch genug zu halten. So liefen wir wenigstens den Verfolgern wieder weg. Victor konnte ich aber nicht abschütteln, jede Tempoverschärfung machte er mit. Als wir dann wieder nach Penticton rein liefen und die Zuschauermassen dichter und lauter wurden, war ich erstmal davon überwältigt. Ich war auch von mir überrascht bis hierher überhaupt stand gehalten zu haben und fühlte mich sogar noch relativ gut. Und so versuchte ich 5 km vor dem Ziel eine Attacke. All out hieß es für ein paar Minuten, doch nichts half gegen den Ukrainer, der schon 7 Ironmanrennen gewonnen hat. Er blieb hartnäckig an meinen Fersen. Trotzdem hielt ich das Tempo hoch, immer in Führung liegend, um einer Attacke seinerseits vorzubeugen. Die letzten 3 km flogen wir an den dichten kreischenden Zuschauerspalieren vorbei. Mein Garmin hat von km 39 bis 42 einen Schnitt von 3:49/km aufgezeichnet, doch auch das half nicht. Victor setzte 500 m vor dem Ziel an, ich ging mit so lang wie möglich, dann wurde daraus ein Sprint, unglaublich, wie einer nach 42 km so sprinten kann! Die Lücke wuchs auf ca. 10 m, dann nahm er etwas raus. Ich witterte noch eine kleine Chance und zog ebenfalls noch einen Sprint an, doch bevor ich die Lücke schloss, setzte er einen drauf und mir den Todesstoß! Ich konnte nix mehr entgegensetzen, hab aber wirklich alles in meiner Macht stehende versucht! Nach 8:32:28 erreichte Victor Zyemtsev magere 13 Sekunden vor mir die Ziellinie. Es wäre auch zu schön und fast schon irreal gewesen, hätte ich an diesem Tag den Ironman Canada gewonnen. Deswegen bin ich so was von glücklich den 2. Platz in dem wohl engsten Rennen der Geschichte des IMC und vielleicht des Jahres 2010 eine der Hauptrollen gespielt zu haben und dafür mit der Hawaiiquali belohnt worden zu sein. 2:56:04 war meine Marathonzeit, die drittschnellste des Tages.

Auf den 3. Platz lief Stephan Vuckovic in 8:38:31 vor Petr Vabrousek in 8:39:16.

Das war so ein überwältigender Tag!!! Danke an meinen Coach Ulli, der mich vor allem mental perfekt auf dieses Rennen vorbereitet hat. Ohne sein dazutun, wäre ich gar nicht hergekommen. Ich weiß, dass mir viele abgeraten hätten, aber er kennt mich so gut und ich vertraue ihm zu 100%, was dieses Rennen mal wieder bestätigt hat!

 

Ergebnisse Ironman Canada

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