Vorbericht Ironman Lake Tahoe
Heute melde ich mich schon aus Kalifornien, wo in einer Woche die Premiere des Ironman Lake Tahoe startet.
Die Vorbereitung in den letzten Wochen verlief reibungslos, sodass ich mich in einer sehr guten Verfassung befinde. Dies zeigten auch die letzten Rennen, die einerseits als Standortbestimmung und anderseits als Trainingswettkampf dienen sollten. Mein Trainer Wolfram Bott setzte mich nach dem Ironman Klagefurt erstmal eine Woche auf’s Trockene, d.h. kein Training, bevor die Vorbereitung für den Ironman Kalifornien beginnen sollte. Zwei Trainingsblöcke sollte ich absolvieren mit Focus auf Kraftausdauer beim Rad und Tempohärte beim Laufen, die jeweils mit einem Rennen über die Halbdistanz abschließen sollten. Zuvor schalteten wir aber noch einen Leistungstest im Diagnostik-Zentrum in Kempten um die Trainingsparameter genau festlegen zu können.
Allgemein waren die Umfänge etwas niedriger angesetzt als im ersten Halbjahr, was ich sofort in Form von mehr Spritzigkeit während des Radfahrens spürte. Auch die Lockerheit in jeder harten Laufeinheit war endlich zurück. Bei der ersten Halbdistanz beim Einstein-Triathlon in Ulm konnte ich die gute Form gleich unter Beweis stellen. Beim 3,5 km langen Schwimmen hielt sich mein Rückstand mit 2 1/2 Minuten auf Daniel Unger in Grenzen. Konnte mich auf einer äußerst anspruchsvollen Radstrecke nach vorne arbeiten, musste die Führung aber einem auf dem Rad bärenstarken Clemens Coenen überlassen. Der schnellste Halbmarathon konnte meinen Rückstand zwar noch halbieren, es reichte jedoch nicht mehr um Clemens einzufangen. Im allgemeinen konnte ich mit der Leistung und dem 2. Platz aber total zufrieden sein.
Im zweiten Trainingsblock lief es dann nicht weniger schlecht. Von Woche zu Woche verspürte ich wie sich meine Werte verbesserten und ebenso zu stabilisieren schienen. Das schinden machte auch vor allem bei den heißen Temperaturen im August richtig Spaß. Diesen Block schloss ich dann mit dem Ironman 70.3 in Zell am See ab, der dann ein letzter Test für den Ironman drei Wochen später sein sollte. Leider kam genau am Renntag eine Kalt- und Regenfront ins Salzburger Land, so dass das Rennen zur Wasserschlacht wurde. Nachdem Schwimmen hatte ich wie immer etwas Rückstand, doch der machte mir angesichts meiner Radform diesmal weniger Sorgen. Auf dem Rad fühlte ich mich trotz strömenden Regen richtig gut und konnte ständig Druck machen. So arbeitete ich mich langsam vom 35. Platz auf den 12. Platz nach vorne. Das einzige was mich etwas abbremste war meine kompromisslose Null-Risiko-Taktik, da ich auf keinen Fall in einer der vielen 90°- Abbiegungen wegrutschen und mir möglicherweise somit den Ironmanstart “versauen” wollte. Mit einem soliden Halbmarathon schob ich mich dann noch in die Top 10 und schaffte mit einer Zeit von 3:59 h und Platz 9 mein bisher bestes 70.3 Resultat. Jetzt scheint die Form für Tahoe wirklich zu stimmen.
Mit guten Beinen und vollgetankt mit Selbstvertrauen stieg ich dann am Freitag nach dem 70.3 Österreich am Münchner Flughafen in die 16 Uhr Maschine nonstop nach San Francisco. Mit einer Stunde Verspätung gelandet versuchte ich mein Gepäck so schonend wie möglich zum Mietwagen zu bewegen und die 4 Stunden Autofahrt nach Tahoe City noch vor Mitternacht zu bewältigen. Nix wurde draus. Schon vor der Bay Bridge in San Francisco stand ich das erste mal im Stau. Nummer zwei folgte irgendwo Mitten in der Prärie zwischen San Francisco und Sacramento. Nachdem ich die Augen sowieso kaum noch offen halten konnte, nahm ich dann doch kurzentschlossen ein Motel am Highway und fuhr erst am nächsten Morgen weiter. Ab Sacramento war die bis dahin klare Luft dann von Rauchschleiern durchzogen, auch die Luftzufuhr von außen musste ich abschalten um nicht zu ersticken. Dies waren die Auswirkungen der schweren Waldbrände im Yosemite Nationalpark, die teilweise immer noch wüten. Ich befürchtete schon das schlimmste für die Tahoe Gegend, denn Berichten zu Folge war dort die Wochen vor meiner Abreise die Luft sehr belastet und an Freilufttraining kaum zu denken. Manch kleinere Rennen in der Gegend würden sogar abgesagt. Am Lake Tahoe angekommen fand ich dann zum Glück wieder blauen Himmel, klare Luft und kristallklares Wasser vor. Bin ehrlich schon ein bisschen überwältigt von der Gegend hier!
Der letzte und für dieses Rennen äußerst wichtige Teil der Vorbereitung ist die Anpassung an die Höhe auf ca. 1900 m über Normalnull. Der höchste Punkt des Rennens liegt sogar auf ca. 2300 m über dem Meer. Der deutlich geringere Sauerstoffgehalt ist in dieser Höhe mehr als deutlich zu spüren. Fühlte ich mich vor 10 Tagen zu Hause noch so als könnte ich Bäume ausreißen, wurde ich hier angekommen schnell auf den Boden geholt. In den ersten Tagen hier oben fühlte ich mich so als hätte ich noch nie in meinem Leben Sport gemacht, die Pulswerte waren jenseits von Gut und Böse. Aber gut, davon weiß man vorher schon und die Anpassung erfolgt eben nicht innerhalb von 24 Stunden. Aber ehrlich gesagt ist das ganze ein Auf und Ab. Mal kommt ein guter mal ein schlechter Tag. Immer wenn man denkt, jetzt hat man es geschafft, bekommt man am nächsten Tag wieder das Gegenteil bewiesen. Auch sehr mühsam ist die extrem trockene Luft. Das reizt die Atemwege ganz schön, und ich wache jeden Tag mit Halsschmerzen und verstopfter Nase auf. Das ist zwar nichts Gravierendes, da es auf die zu trockenen Schleimheute zurückzuführen ist, aber es doch ganz schön unangenehm. Deshalb bin ich ja auch nicht erst 7 Tage sondern 16 Tage vor dem Rennen angereist. Jetzt ist das wesentliche Training geschafft und Zeit zum Ausruhen und Kräfte Sammeln. Da bin ich mir sicher, dass ich in einer Woche top fit am Start stehe. Ich jedenfalls höchst motiviert und weiß um meine gute Form die ich mir in den letzten Monaten hart erarbeitet habe. Trotzdem muss man das Rennen hier mit Köpfchen und höchster Vorsicht angehen. Ich hoffe sehr, dass mir das unter allen Startern am besten gelingen wird
Hier noch die wichtigsten Fakten zum Ironman Lake Tahoe
Wann: 22.09.2013 Start um 6.30 Uhr
Wo: Start in Kings Beach / Lake Tahoe, Finish Squaw Valley (Olympic Valley)
Schwimmen: 3,8 km im Lake Tahoe, tiefste Stelle ca. 500 m, Wassertemperatur ca. 18° C
Radfahren: 180 km mit ca. 1800 Höhenmetern
Laufen: 42,2 km mit ca. 250 Höhenmetern
Die härtesten Konkurrenten auf der Startliste
Joe Gambles, AUS
Terenzo Bozzone, NZL
Chris McDonald, AUS
Maik Twelsik, D
Matthew Russel, USA
… und wer weiß ob noch das ein oder andere “Dark Horse” in den Startboxen steht
Weitere Infos unter: www.ironman.com
Sportliche Grüße aus Kalifornien,
Euer Christian