8. Platz und neue persönliche Bestzeit zum Saisonabschluss in Arizona
Mit viel Geduld und Kampfgeist konnte ich vergangen Sonntag beim Ironman Arizona endlich wieder eine Topleistung abrufen. Nach 8:18 Stunden überquerte ich erleichtert als Achter die Ziellinie in der Down Town von Tempe. Bei angenehmen äußeren Bedingungen stand ich hochmotiviert am Start, wusste aber dennoch nicht was ich meinem Körper nach acht wackeligen Wochen zutrauen könnte.
Nach ein wenig Startschwierigkeiten dauerte es bis der Motor so rund lief
Das Schwimmen im Tempe Town Lake, welcher mehr einem breiten Kanal gleicht, sollte normalerweise keine Orientierungsprobleme bereiten. Trotzdem schoss ich hier einen Bock und konnte nicht die richtige Linie finden. Der Kurs geht eben nicht nur grade aus sondern folgt einer S-Kurve, die vom Kanal vorgegeben wird. Das hab ich ein wenig vermasselt und dadurch den Anschluss an die zweite Gruppe verpasst, in der sich etliche Schwimmer meines Niveaus und zudem starke Radfahrer befanden. Über 56 Minuten im Wasser und 8 Minuten Rückstand auf die Spitze ist für mich mittlerweile mehr als inakzeptabel. Trotzdem musste ich damit leben und das Beste draus machen.
Drei Mal “Out and Back” auf dem Rad
Die eigentlich flachgehaltene Radstrecke war dennoch nicht ganz einfach. 30 Kilometer “Out and Back”, was so viel heißt wie 30 Kilometer fast grade aus raus in die Wüste, Wende und zurück. Das ganze Spielchen drei Mal in Folge um die 180 Kilometer zu erreichen. Bis zum Wendepunkt steigt die Strecke leicht aber stetig an. Gerade hier blies der Wind kräftig von vorne, sodass der Hinweg immer langsam dafür der Rückweg sehr schnell war. Das macht die Strecke jetzt nicht grade langsam, man kann sich aber ganz schön aufarbeiten. Leider hab ich ja den Sprung in die zweite Radgruppe durch die schlechte Schwimmleistung verpasst, was im nach hinein sehr ärgerlich war, da diese zur Spitzengruppe aufschloss. Hinten allein, manchmal zu zweit, hatte man keine guten Karten einen 10-15-köpfigen Zug einzuholen, wenn man nicht grade Kienle mit Nachnamen heißt. Also hielt ich mich einfach an meinen eigenen Rhythmus und versuchte die Wattwerte konstant zu halten um mich nicht abzuschießen. Mit 4:25 Stunden lag ich dennoch voll in meiner persönlichen Zielvorstellung. Nur die Platzierung war mir ein Dorn im Auge. Zwanzigster nach dem Rad!
Hin wieder braucht der Gaul ein “Zuckerli”
Aber noch war ja nicht aller Tage Abend und ein kompletter Marathon stand bevor. Mit meinem Coach Wolfram hab ich vorher besprochen, dass ich anfangs nicht zu schnell angehen sollte und eher auf der zweiten Hälfte zulegen sollte. Das ist eher immer ein schwieriges Unterfangen, da man dann ja schon 6-7 Rennstunden hinter sich hat. Doch ich dachte nach den Schwierigkeiten im Vorfeld, wodurch auch viele Trainings-Kilometer fehlten, vielleicht doch die klügere Variante. So rannte ich in etwa im 4-Minuten-Tempo (4 min/km) los. Auf der Strecke gibt es auch mehrere Wendepunkte, wodurch ich feststellte, dass durchaus die Möglichkeit bestand noch einen Sprung nach vorn zu tun. Die Abstände waren nicht sehr dicht, aber auch nicht zu groß. Trotzdem machte ich auf den ersten 15 km kaum einen Platz gut. Das gab mir zu knabbern. Das Tempo schlief dadurch auch ein wenig ein. Nach 7 Rennstunden braucht’s hin und wieder auch ein “Zuckerli”, damit der Gaul läuft. Ich mein damit, wird man für sein Ackern und Schinden nicht hin und wieder belohnt in Form von Überholmanövern, fällt es mental schwer das Tempo hoch zu halten. Bis Kilometer 30 tat sich dann immer noch nicht so viel. Ich wusste nur, dass meine Laufzeit bis dahin nicht ganz so schlecht war und die Beine noch relativ gut. Ging dann einfach mehr Risiko und legte vom Tempo etwas zu. Mit einem Mal machte ich in kurzer Zeit 3-4 Plätze gut und lag plötzlich auf Platz 12. Von da an lief es noch besser und am letzten Wendepunkt kamen mir Platz 9-11 in innerhalb von 2 Minuten entgegen. Daran hab ich eine halbe Stunde früher nicht im Traum gedacht. Jetzt lief der Motor rund und kurze Zeit später lag ich auf 9 und Platz 8 in Sichtweite. Doch es handelte sich um Matt Russell, ein ausgesprochen guter Läufer und mehrfacher Ironmansieger. Doch die Lücke schmolz und auf der letzten Meile setzte ich noch mal alles auf eine Karte und zog vorbei immer mit der Angst im Nacken auf der langen Geraden zum Ziel nochmals überspurtet zu werden. Doch es reichte und ich konnte mit persönlicher Marathon Bestzeit von 2:52 Stunden auch persönliche Bestzeit im Gesamten von 8:18 Stunden aufstellen. Nach den vorausgegangen 2 Monaten hätte ich diese Leistung fast nicht mehr für möglich gehalten.
Many thanks to the ”Non Drafting Tucson Boys”
Die Last Minute Vorbereitung in Tucson mit meinen Trainingskumpanen Nils Frommhold, Horst Reichel, Marc Dülsen und Niclas Bock trug doch sehr zu dieser Leistung bei. Ständig gute Stimmung vor, während und nach dem Training verschafften mir einen freien Kopf und immer gute Laune. Das ist in unserem Sport nicht zu unterschätzen. Jungs ich freu mich schon auf’s nächste Mal!
Zudem möchte ich ganz besonders Marc zu seinem geilen Rennen hier gratulieren. Mit dem 7. Platz hat er so richtig einen rausgehauen. Für Horst lief es leider nicht schön. Nach einer Muskelverletzung musste er nach dem Radfahren aufgeben. Ich wünsche ihm schnelle Regeneration und eine schöne Winterpause.
Für mich geht es heute Abend von Phoenix zurück in die Heimat und ebenso in die Saisonpause. Will dem Körper genug Zeit zur Regeneration geben, die er sicher braucht. Werde mich aber bald an die Planungen für nächste Saison machen. Freu mich schon drauf!
Alles Gute und noch einmal sonnige Grüße aus der Wüste Arizonas,
euer Chris